Veranstaltungen
KUNST & SEHEN #horizont EPHEMERE EINBAUTEN
Kurs-Nr. |
| EUR pP |
Ort: Galerie im Alten Feuerhaus
Sa 30.04.- So 29.05.2022| 1 Tage

Wir laden Sie recht herzlich zu unserer ersten Ausstellung EPHEMERE EINBAUTEN- Wolfgang Ellenrieder in diesem Jahr ein.

Laufzeit: 01. Mai 2022 – 29. Mai 2022

Öffnungszeiten: Mittwoch – Freitag, 16-19 Uhr, Samstag und Sonntag 14-17 Uhr

Städtische Galerie im Alten Feuerhaus, Eintritt frei

Aktuell sind alle Zugangsregeln aufgehoben und wir freuen uns über zahlreiche Besucher*innen!

Der Münchener Künstler Wolfgang Ellenrieder, Stipendiat der Villa Massimo in Rom, zeigt bei seiner ersten Ausstellung in Bad Reichenhall ein komplexes Spiel mit der Oberfläche von Materialien, der Flüchtigkeit scheinbar fester Körper und führt den Betrachter in Objekten, Installationen, Gemälden und Druckgrafik vielfach hinters Licht. Nichts erscheint wie es ist und doch hat alles seine Form.

Unter dem Titel „Ephemere Einbauten“ verbergen sich vier verschiedene künstlerische Ansätze zum Flüchtigen (Ephemeren). Betritt man den Raum, empfängt einen die Moderne Hütte, eine Architektur, deren Dimension, deren exakte Materialität und deren Volumen sich je nach Ausstellungsraum variabel anpasst. Der Künstler reagiert auf jeden Ausstellungsraum und vereint damit die Stabilität von gebautem Raum, die Schutzfunktion von Gebäuden, das Volumen des architektonischen Körpers mit dem Aspekt des Ungreifbaren. In jeder Version ist das Gebäude nicht zu betreten und in seinen Oberflächenmaterialien verspricht es mehr als es hält, indem Ellenrieder Pappe, Wellblech, Kunststoffe, Holz und bedruckten Materialimitaten einen Anschein von Material gibt, die sie oftmals bei näherer Betrachtung nicht halten können.

In der zweiten Werkgruppe der Vogelhäuschen ergänzt Ellenrieder dieses Konzept mit Architekturen für andere Lebewesen, in diesem Falle Vögel. Die für uns Menschen attraktiven Gehäuse erinnern an moderne Architektur. Sie bieten Vögeln durchaus die Möglichkeit zu Rasten, aber alle Öffnungen, die an Nistkästen oder Höhlen erinnern sind nur Täuschungen. Tatsächlich ginge es den Vögeln ebenso wie den Migrant*innen, die das Paradies vor Augen haben, es aber niemals erreichen werden.

Während seines Studienaufenthaltes in der Villa Massimo 2018/2019 hat Ellenrieder einen Zyklus von ephemeren Werken entwickelt, die sich erst durch die Befüllung mit Luft materialisieren. Die so genannten Inflatibles/Aufblasobjekte. Hierbei handelt es sich um Kunststoffobjekte, deren Oberfläche eine malerische Gestaltung zeigt. Manchmal Blüten aber auch reine Farbflächen. Ellenrieder präsentiert die Objekte oftmals nur in einem Zwischenzustand der Befüllung, so dass sich Falten bilden und die Schlaffheit der Objekte das Ephemere seiner Erscheinung vor Augen führt.

Im Mittelpunkt eines weiteren Konzeptes (Kunst.bewegt) mit diesen Aufblasobjekten steht die Verringerung des Transportvolumens bei gleichzeitiger Vergrößerung des Erlebnisses, die Partizipation des Empfängers, und nicht zuletzt die Möglichkeit, das Werk zum Betrachter zu bringen, wenn der Betrachter nicht zum Werk kommen kann. Wolfgang Ellenrieder hat für dieses Projekt mobile Arbeiten entwickelt, die als Module und Modelle unter günstigen und klimaschonenden Versandmethoden verschickt werden und an ihren Präsentationsort im Museum oder ins Heim des Sammlers gelangen und dort erst volumisiert werden und zur Aufstellung gelangen. Das Werk selbst tritt somit in seine Dynamisierung ein. Zur Probe, aber real verortet, wird ein Kunsterlebnis auf Zeit möglich.

Die dritte Werkgruppe, die wir präsentieren sind kleine Gemälde, die mit Oberfläche, Material und Illusion experimentieren. Uns werden Räume präsentiert die das klassische Spiel der Malerei aufgreifen – nicht eine Wirklichkeit vorzugaukeln, sondern eine eigene Wirklichkeit zu schaffen und dabei Elemente des Visuellen zu verwenden, die uns Betrachter*innen an reale visuelle Erscheinungen erinnert. Ganz im Sinne der Simulakren von Baudrillard, deren Steigerung uns in Videospielen und den sich entwickelnden Metaverse eines Mark Zuckerberg wieder begegnen.

Als letztes erwarten die Besucher*innen Objekte, die das komplexe Spiel von Oberfläche und Material in einer bildhaften und doch dreidimensionalen Form neu formuliert. Auch diese Werkgruppe greift auf die im Frühwerk des Künstlers angelegten Spiele der Illusion mit Oberfläche und Erscheinung zurück und findet in den seit 2015 entstandenen Werken eine überraschende Wendung.

Wolfgang Ellenrieder (*1959) studierte an der Akademie der Bildenden Künste, München und ist seit 2010 Professor an der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig.

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