Wir leben in einer hypervisuellen Welt mit einem Zuviel an von auĂen kommenden Bildern; dadurch mangelt es an SubtilitĂ€t, inneren Bildern und sinnlicher Gewissheit. Der Versuch, einen unbewussteren Weltzugang zu aktivieren, hat eine lange Tradition, die beispielsweise auf Orakelpriester in China vor 2000 Jahren und die „Ăcriture automatique“ der Surrealisten zurĂŒckgeht – ursprĂŒnglich durch die französische Psychotherapie Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt.
Das Programm des Seminars ist eine selbstauferlegte Umnachtung, Augenlosigkeit und Introspektion: Sind wir noch in der Lage abzugrenzen zwischen eigenen Erfahrungen und Bildern, die wir kurz zuvor auf irgendwelchen Bildschirmen gesehen haben? VerfĂŒgen wir noch ĂŒber die FĂ€higkeit mit geschlossenen Augen konturenscharfe Bilder zu sehen – eine FĂ€higkeit, die seit eh und je als fundamentales Vermögen galt? VerfĂŒgen wir noch ĂŒber die FĂ€higkeit in Bildern zu denken? Die griechische Mythologie erzĂ€hlt von dem blinden Propheten Teiresias, seine Blindheit ist ein Symbol fĂŒr inneres Wissen und fĂŒr Weisheit; der Blick nach innen als Voraussetzung fĂŒr Wahrheit.
Sich auf den Prozess innerer Bilder – letztlich auch in seiner physische PrĂ€senz – einzulassen, ist die Grundintention des Seminars